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Resümee 2013: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es

Nachdem der Platz bis Mai 2010 zu zwei Dritteln saniert und der Bevölkerung feierlich übergeben worden war, wurde er vom Bezirk nicht mehr gepflegt, sondern sich selber überlassen. Und verkam in kurzer Zeit zur hässlichen Karikatur eines Gartendenkmals.

Doch seit unserer ‚Saubere Sache‘-Aktion vom 15. September 2012 unterstützte das Tiefbauamt des Bezirks Pankow unser Engagement. Innerhalb eines Jahres wurden deutliche Fortschritte erzielt: die Hecken wurden geschnitten, der Stierbrunnen und der kleine Froschbrunnen repariert, Vandalismusschäden beseitigt, Rosen neu gepflanzt und anschließend sogar gepflegt.

Unsere Gärtner-Initiative ist seit ihrem Start am 15. September 2012 ein Erfolg, der  auf dem Engagement der beteiligten Bürgerinnen und Bürger des Bötzowviertels beruht. Die Aktionen am Platz machen Spaß, lassen uns Nachbarschaft neu erleben und stärken unsere Identifikation mit dem Kiez. Und das Bürgerengagement hat auch zu mehr Aktivitäten seitens des Bezirks beigetragen.

Am Ball bleiben: Bürger und Bezirk! (Textstand: 2013)

Ohne Bürgerengagement wird sich auch in Zukunft die Qualität des Arnswalder Platzes nicht weiter verbessern. Einige Areale sind immer noch in einem beklagenswerten Zustand. Deshalb wird es auch weiterhin darauf ankommen, dass die Bewohner des Bötzowkiezes selbst Hand anlegen. Wir werden dabei auch zukünftig den Bezirk in die Pflicht nehmen und bauen auf die weitere konstruktive Unterstützung durch den grünen Bau-Stadtrat Jens-Holger Kirchner. Ein Gespräch mit ihm ist in Vorbereitung [d.h.: 2013]. Es soll dabei um eine sinnvolle Arbeitsteilung zwischen Bürgern und Bezirk gehen, in dem Spannungsfeld:

  • Erwartungen von – zum Großteil Steuern zahlenden – Bürgern an die öffentliche Verwaltung, Aufgaben zur Pflege des öffentlichen Raumes zu übernehmen, insbesondere von Orten, die der öffentlichen Erbauung und Erholung dienen, wie es bei Parks und Gärten der Fall ist
  • Bereitschaft von Bürgern, nicht ‚dem Staat‘ gegenüber in passiver Erwartungshaltung zu verharren, sondern sich gemeinsam für öffentliche Belange zu engagieren –auch zum eigenen Vorteil und Vergnügen, nämlich um Gemeinschaft zu erfahren und das eigene Lebensumfeld zu verbessern

Ergänzung 2014:‚Bötzowkiezler‘ nutzen diesen Platz

IMG_4731Es ist schön zu sehen, wie der ‚Arnsi‘ jetzt von den Anwohnern angenommen und viel stärker als früher genutzt wird! Ein Höhepunkt waren bislang zwei tolle Kiez-Sommerfeste [bis dahin: 2013 und 2014] unter dem Motto  ‚Stierisch gut‘ ausschließlich mit Künstlern und Ausstellern aus dem Bötzowviertel. Ihr Gelingen beruht auf der unermüdlichen Vorbereitung eines runden Dutzend Ehrenamtlicher.  Unsere Gärtnerinitiative war natürlich auch dabei, siehe Foto. Weitere Informationen und Bilder finden Sie auf dem Menü oben unter SOMMERFEST.

IMG_4622aAber auch im Alltag ‚brummt‘ dieser Platz: Freunde spielen Boule, unterschiedlichste Leute sitzen entspannt auf den Bänken und schauen auf die Fontäne, Familien feiern oder picknicken. Kinder lieben es, in den kleinen Nebenbecken zu planschen und sich ein wenig abzukühlen. Ein Problem ist es allerdings, wenn sie anfangen, dort mit Kies, Steinen, Sand, Gras und Stöckchen Staudämme zu bauen. Das macht natürlich Spaß: Viele Kinder bauen gerne Dämme. Aber in diesem Fall hat es üble Folgen für die Brunnentechnik (Verstopfung durch Verunreinigungen) und die wassergebundene Oberfläche des Brunnenplateaus (sie weicht auf, wenn das gestaute Wasser sich dort seinen Weg bahnt). Doch jetzt hat der Bezirk den Froschbrunnen auf dem Spielplatz wieder in Gang gebraucht – das bedeutet endlich wieder: Matsch Fun für die Kleinen – ohne Schäden am denkmalgeschützten Stierbrunnen!

Politische Prioritäten

Der nach aufwändiger, teurer Sanierung vom Bezirk circa zwei Jahre lang vollständig vernachlässigte Arnswalder Platz ist in Berlin keine Ausnahme. Vielerorts befinden sich Parks und Gärten in einem erbarmungswürdigen Pflegezustand. Der Senat setzt offenbar andere Prioritäten, häufig auf Großprojekte – Großflughafen BER, Großbibliothek Tempelhofer Feld zulasten dezentraler Stadtbibliotheken, A100-Ausbau und anderes. Die Niederungen der tagtäglich von Berlinern und Touristen erlebten Stadt geraten dabei zu oft aus dem Blickfeld. So sind Pflegemangel und Verwahrlosung in Parks und Gärten verbreitet, wo wir Städter – und die Besucher Berlins! – Entspannung und Freude finden sollten. Wir werden diese Prioritätensetzung im Auge behalten. Und immer wieder kritisch kommentieren, getreu unserem Motto: „Wir zeigen der Politik, was ’ne Harke ist!“

Vernachlässigte Grünanlagen sind arm und nicht ‘sexy’

Verdreckte und wuchernde Parks vertragen sich nicht mit dem Profil einer Stadt, für die Tourismus ein zentraler Wirtschafsfaktor ist. Für unsere viel ärmeren Vorväter war es eine Selbstverständlichkeit, Bürgern und Besuchern zu ihrer Entspannung und Erbauung gepflegte Grünanlagen zu bieten. Warum sollte sich das die Hauptstadt eines der wohlhabendsten Länder Europas nicht leisten können – zumal angesichts der Steuer-Mehreinnahmen durch den Tourismus?

Gute Zusammenarbeit

Allerdings: Die am 15.09.2012 gestellten kritisch-konstruktiven Fragen von 58 Anwohnern an die Politik anlässlich der Vernachlässigung des Gartendenkmals Arnswalder Platz sind bei Pankower Politikern und Behördenmitarbeitern auf fruchtbaren Boden gefallen. Das insgesamt gute Miteinander mit dem Bezirk motiviert uns nach wie vor zum Weitermachen:

Für den 8. März 2013 lud uns der Pankower Bezirksstadtrat und Leiter der Abteilung Stadtentwicklung, Jens-Holger Kirchner, zu einem Ortstermin auf dem Arnswalder Platz. Mit dabei waren auch zwei Mitarbeiterinnen des Landschaftsplanungsamtes, Bereich Pflegen und Unterhaltung (Frau Gralmann und Frau Benjamin) sowie der Landschaftsplaner Kolbe, der im Auftrag des Bezirks die Planung für die Sanierung des Gartendenkmals Arnswalder Platz übernommen hatte.

Nachdem im Auftrag des Bezirks drei vandalisierte Leuchten repariert und die Hainbuchenhecken auf das richtige Maß geschnitten wurden, gibt es nun weitere erfreuliche Signale für die nahe Zukunft. So besteht berechtigte Hoffnung, dass im Jahr 2014 das noch nicht sanierte Drittel des Platzes zur Danziger Straße hin ebenfalls wiederhergestellt wird. Hoffentlich mit einem entsprechenden Pflegeplan verbunden…

Wir werden einen von Baustadtrat Kirchner angebotenen Gesprächstermin dafür nutzen, um weiteres mit ihm, der Gartendenkmalpflege und Mitarbeitern des Tiefbauamtes zu besprechen.

Public-Private Partnership der bürgernahen Art

Wenn Bürger ergänzend zur Arbeit der finanziell klammen Bezirke einen Beitrag zur weiteren Aufwertung der Anlagen leisten sollen (und dazu sind viele bereit), bedarf es dafür vernünftiger Kooperations-Konzepte und einer ausreichenden Finanzierung. Es wäre eine Verschwendung von Ressourcen und Arbeitskraft, das den Bezirken alleine zu überlassen: Hier ist nicht zuletzt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt gefragt.

Aber vielleicht entsteht hier in Pankow ein Modellprojekt für die Kooperation Bürger/Bezirk bei der Pflege öffentlicher Plätze? Es wäre nicht das erste Mal, dass Pankow Vorreiter bei der Lösung kiezbezogener Probleme ist. [Nun, das war meine wohlmeinende Annahme im Jahr 2014. – Kommentar Carsten Meyer, 2018]

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