Grünkultur, Politik und Verwaltung, Werneuchener Wiese
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Warum ein Ehrenmal? Warum an diesem Ort? Warum in dieser Form?!

Das Ehrenmal wurde in zwei Abschnitten in den Jahren 1995 und 1997 errichtet. Anlass waren zwei Jubiläen. 1995 wurde die Gustav Meyer-Eiche gepflanzt: 125 Jahre zuvor, also 1870, war eine ‚Deputation für städtische Park- und Gartenanlagen‘ (später: Berliner Gartenbauamt) gebildet worden, deren Leitung am 1. Juli Meyer als ‚Städtischer Gartendirector‘ übernahm.

Die Ehrung für Peter Joseph Lenné mit der zweiten Eiche und einem weiteren Gedenkstein erfolgte zwei Jahre später. Damit wurde die Gründung der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822, also 175 Jahre früher, als ‚Verein zur Beförderung des Gartenbaues im preußischen Staate‘ gewürdigt, deren Mitbegründer Lenné war.

Die Wahl für den Ort fiel zum einen aufgrund der unmittelbaren Nachbarschaft zum Volkspark Friedrichshain, der beide Männer – als Ideengeber und Planer – miteinander verbindet. Dass das Areal andererseits unmittelbar an ein eng bebautes Wohnviertel anschließt – das Bötzowviertel in Prenzlauer Berg – reflektiert zum anderen die Volksnähe der beiden Grünplaner.

Der planerische Gedanke hinter diesem heute desolaten, ungestaltet wirkenden Gelände erschließt sich erst auf den zweiten Blick: beim Blick auf den Plan Meyers für den Volkspark sowie dem des Grünflächenamtes Pankow für das Ehrenmal.

Angelehnt an die Idee des englischen Landschaftsgartens im Stile Lennés, plante Gustav Meyer für den Friedrichshain eine naturnahe Gestaltung mit geschwungenen Wegen, Baumgruppen und geschützten Orten für die Muße suchenden Park-Flaneure. Diese Orte waren oft geschützt durch raumbildende Hecken, nicht selten in Form eines Ovals. Ein Niveau-Unterschied im Gelände betonte häufig diese Form. (Grün markiert: das Ehrenmal-Areal auf der Werneuchener Wiese [gelb markiert])

Diese Ideen griff die Planung des Grünflächenamtes auf. Die beiden halbkreisförmigen Hecken begrenzten ein langestrecktes Oval, eine Tieferlegung des Geländes innerhalb des Ovals sollte die beabsichtigte Raumbildung unterstützen. Dieses Oval erschließt sich nur noch aus einer Fotografie der Baumaßnahme, es ist heute nivelliert und nicht mehr zu erkennen. Für eine Ehrung mit der Pflanzung von Eichen entschied man sich, weil die Eiche ein von Meyer wegen des ‚Eindrucks ernster Würde‘ besonders geschätzter Baum war. Die Schlichtheit des Entwurfs wird unter anderem damit begründet, dass die Planer gegenüber dem benachbarten antifaschistischen Ehrenmal zurückhaltend auftreten wollten.

Die Entscheidung für horizontal platzierte Granitwürfel als Träger der Bronzetafeln ist aus heutiger Sicht nicht mehr nachvollziehbar. Die Tafeln sind in dieser Position schlecht und bei Regen überhaupt nicht lesbar, weil Wasser nicht abfließen kann. Außerdem wirken die Würfel in dieser Position unelegant und krude, und sie wecken beim Passanten nicht den Wunsch, näher zu treten. Dass sich darauf Schrifttafeln verbergen, ist nicht erkennbar. Dass dieser Ort zwei hochrangige Gartenarchitekten würdigen soll, erst recht nicht.

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