Am Dienstag, den 20. 11. 2018, fand endlich eine Gesprächsrunde in Amtsräumen des Pankower Baustadtrats Kuhn statt – elf Monate (!) nach dem letzten persönlichen Kontakt mit den Bürgern in großer Runde –, um mit ihnen gemeinsam den BVV-Beschluss vom November 2017 umzusetzen!
Themen waren die Vorstellung eines Altlastengutachtens für die Werneuchener Wiese und ein Austausch über die Entwicklungsvorstellungen der verschiedenen Interessengruppen.
Anwesend waren neben dem Baustadtrat u.a. der Fachbereichsleiter Stadterneuerung des Pankower Stadtentwicklungsamtes, Vertreter des Grünflächenamtes sowie die mit der Planung des Gesamtgeländes beauftragte Planergemeinschaft. Herr Philipp Sattler (DGGL) kam als Vertreter seines Verbandes und des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA), und natürlich waren die hier engagierten Bürger*innen vertreten: der Verein ‚Kunst & Gemüse‘ als Initiator des Urban Gardening-Anteils im Gesamtkonzept Werneuchener Bürgerwiese sowie wir von der GärtnerInitiative / Pro Kiez Bötzowviertel als Engagierte für das Ehrenmal und die Anlage von Wegen. Es waren auch Beachvolleyballer von ‚City Beach Berlin‘ eingeladen, die in das Konzept einbezogen werden sollen.
Die Planergemeinschaft stellte ein Nutzungskonzept und das Ergebnis von Bodenuntersuchungen vor, die deutlich machen, dass – mit Ausnahme eines Bereichs, in dem noch zu DDR-Zeiten der Bau eines Jugendfreizeitzentrums vorbereitet worden war –, sich unter einem Großteil der Werneuchener Wiese noch die Keller der Vorkriegs-Bebauung befinden. In fast allen anderen Bereichen müssen Tiefen-Enttrümmerungen durchgeführt werden, ob auch im Bereich des Gärtner-Ehrenmals, ist zu dem Zeitpunkt noch ungeklärt, da hier nur ein geringes Gewicht aufgebracht wird. Das benachbarte unterkellerte Gelände konnte sogar den Rewe-Markt tragen.
Geplant sind u.a. ein temporärer Ausweich-Schulstandort unmittelbar neben dem Gärtner-Gedenkareal und – auf unbestimmte Zeit – eine Feuerwache an der Danziger Straße. Ein Geländeteil ist für das von Kunst & Gemüse gemeinsam mit Anwohnern zu entwickelnde Urban Gardening-Projekt vorgesehen. Das Ehrenmal-Areal an der Virchowstraße soll als Gedenkort für Lenné und G. Meyer auf jeden Fall erhalten bleiben.
A) Lenné-/G.Meyer-Ehrenmal-Areal
B) Potentieller Schulstandort
C) Grün- und Freifläche, vorbehalten für Gemeinschaftsgärten
D) Standort geplante Feuerwache
E) Vorhandene Tankstelle
Das ursprüngliche Konzept ‚Werneuchener Bürgerwiese‘, mit dem Kunst & Gemüse e.V. und die GärtnerInitiative mit dem Ehrenmal-Vorhaben einen benachbarten Standort nutzen wollten, ist nun passé: durch die Entscheidung des Bezirks, einen temporären Schulstandort einzurichten. Im Gespräch ist ein Zeitraum von zehn Jahren. (Man weiß, wie langlebig solche ‚Provisorien‘ in Berlin sein können…) Die Schule wird wie ein Riegel zwischen dem Ehrenmal-Areal an der Virchowstraße und der grünen Bedarfsfläche liegen und verhindert so das geplante Nebeneinander von Gartenkultur und sozialem Gärtnern. Da sich nun ein neues Nebeneinander von ‚Urban Gardening‘ und Beachvolleyball anbietet, werden Kunst & Gemüse und City Beach Berlin ein gemeinsames Konzept erstellen.
Die Beach Volleyballer mit ihrem sportlichen Engagement geraten in Bedrängnis. Können sie bleiben, solange noch keine Enttrümmerung begonnen hat? Und was ist dann? Die Pacht auf der zunächst nicht betroffenen Fläche neben der Tankstelle jedenfalls ist zu hoch.
Wie die Beachvolleyballer, fühlten auch wir Denkmal-engagierte Anwohner*innen uns verprellt von dem Treffen: Stadtrat Vollrad Kuhn stellte klar, dass – auch wenn Haushaltsmittel in erheblicher Menge flössen –, man kein Personal habe, um die Planung seitens des Straßen- und Grünflächenamtes zu begleiten.
Das Argument des Personalnotstands ist nachvollziehbar. Aufgrund der rigiden Sparpolitik nach der Jahrhundertwende ist der Personalbestand des Stadtentwicklungsamtes Pankow radikal zusammengestrichen worden, und er kann auch nicht von heute auf morgen aufgestockt werden. Gleichzeitig sind mit den jetzt nachzuholenden Spielplatz- und Schulsanierungen und wegen der wachsenden Stadt mit einer gesteigerten Bautätigkeit neue Aufgaben auf die Baubehörde zugekommen.
Der Ansatz der politischen Leitung des Amtes war allerdings nicht, gemeinsam mit der engagierten Bürgergesellschaft zielgerichtet zu beraten, was im Sinne des BVV-Beschlusses vom November 2017 gelingen kann und wie. Wir Bürger*innen wurden auch in diesen zwölf Monaten kein einziges Mal von der beauftragten, hinter den Kulissen amtlicher Undurchschaubarkeit arbeitenden Planergemeinschaft kontaktet, um entsprechende Ideen gemeinsam zu entwickeln, was ja Geist und Text des BVV-Beschlusses entsprochen hätte!
In Gegensatz zu dem, was Fachleute fordern, was Bürger*innen vor Ort wollen und wofür sie sich engagieren, ist die Situation zu diesem Zeitpunkt gekennzeichnet von Stagnation und Beibehaltung eines unwürdigen Zustands.