Am 1. September 2018 wurde auf dem Arnswalder Platz das 5. Sommerfest gefeiert. Organisiert wurde es von der ‚AG Sommerfest‘, eine der Arbeitsgemeinschaften von Pro Kiez Bötzowviertel e.V. (die GärtnerInitiative Arnswalder Platz ist ebenfalls eine AG des Vereins). Das Fest war kleiner als in Vorjahren, eher besinnlich bei guter Stimmung, mit einem durchgehenden Programm statt mehrerer gleichzeitiger, konkurrierender Acts, die sich zum Teil akustisch störten oder an Remmidemmi erinnerten. Uns urbanen Gärtnern gefiel’s, vielen Dank an die vorbereitenden Ehrenamtlichen!
Eröffnung durch den Bürgermeister
Eröffnet wurde das Fest vom Pankower Bürgermeister, Sören Benn (Linke). Er kam gerade, noch bewegt, von einer Veranstaltung an der Friedensglocke im Volkspark Friedrichhain und erinnerte uns an diesem Weltfriedenstag zunächst daran, wie glücklich wir uns schätzen können, seit Jahrzehnten in einem friedlichen Land zu leben. Er würdigte nachdrücklich die Bedeutung von bürgerschaftlichem Engagement in einer lebendigen Demokratie als Ergänzung zum Handeln von Politik und Verwaltung. Aus gegebenem Anlass standen natürlich die Anerkennung der sozialen Verdienste von Pro Kiez im Vordergrund. Der Alt-Vorstandsvorsitzende – vom Moderator Steffen Siegmund als ‚Urgestein‘ angekündigt, stellte dann die Arbeitsgruppen vor – zu viele, um sie hier angemessen zu würdigen.
Stände und Programm
Bei den Ständen stellten sich die AGs von Pro Kiez vor und stießen auf lebhaftes Interesse. Unsere Initiative konnte ein Team von Leuten stellen, die kompetent über unser Engagement berichteten und einige neue MitmacherInnen warben. Vielen Dank für diese tolle Unterstützung an Katrin, Jenny, Annette und Frank!
Auch für Leib und Magen war ausreichend versorgt: an einem Pro Kiez-Stand wurden selbst gebackener Kuchen und Salate verkauft, ein Getränkewagen sorgte dafür, dass keine Kehle trocken blieb, in einem mobilen ‚Mini-Haus‘ sorgte die Kulturmarkthalle für Kaffee und kreative Behaglichkeit, und bei der Fleischerei Erchinger stieg die gute Laune analog der Zahl der reißend verkauften Berliner- oder Bärlauch-Würstchen.
So gestärkt konnte man entspannt das Programm genießen. Die Kinder – und nicht nur sie – amüsierten und gruselten sich beim Clownstheater ‚Sti und Stu‘, die bekannte Kiez-Größe Lüül spielte mit seiner Gitarre auf, die Perkussionistinnen von ‚Bando Girasol‘ lieferten die angemessene musikalische Temperatur an diesem fabelhaften Spätsommertag, ein Chor von ‚Pro Kiez & Friends‘ und der allmontäglich probende Pro Kiez-Jedermann-Chor aus der Esmarchstraße (der natürlich auch jeder Frau offensteht) unterhielten mit einer Mischung aus Volkstümlichkeit, frecher Neckerei, weinseliger Fröhlichkeit und herzschmerzender Melancholie. Besonders beeindruckt waren wir von der beachtlichen Leistung der frisch aufspielenden Schulband des Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasiums. Wir Website-Gestalter genossen später den Auftritt des Folk-Rock Duos Roy Wilde & Golda Heart als entspannte Stimmung verströmenden Abschluss.
Diskussion zu unserem aktuellen Schwerpunkt: Saubere Parks und Gärten
Hinter der im gedruckten Programm unkonkret angekündigten ‚Gesprächsrunde mit dem Bürgermeister‘ verbarg sich eine Diskussion zum Thema ‚Sauberkeit in Parks und Gärten‘. Auch hier war Bgm. Benn wieder auf dem Podium präsent, mit ihm Tino Schopf, unser per Direkt-Mandat ins Abgeordnetenhaus gewählter Volksvertreter und verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Als Co-Autor des kommenden Berliner Abfallentsorgungs-Gesetzes war er voll im Thema. Ferner standen auf dem Podium Holger Goldbach, Leiter des BSR-Regionalzentrums Berlin Nordost; Sabine Opderbeck als Vertreterin von Pro Kiez und der BewohnerInnen des Bötzowviertels; Carsten Meyer für die GärtnerInitiative Arnswalder Platz und Steffen Siegmund vom Pro Kiez Fest-Vorbereitungsteam als charmanter Moderator. Per Online-Voting-System konnten Festbesucher ihre Einschätzungen, Fragen und Anregungen zum Thema ‚Wie kann man Berliner Parks und Gärten sauberer machen?‘ artikulieren. Das hat prima geklappt. Die meisten Teilnehmer (78 %) fanden einen unverantwortlichen Umgang von Bürgern mit ihren Hinterlassenschaften im öffentlichen Raum das Hauptproblem, aber an zweiter Stelle (58 %) wurde eine ungenügende Vorhaltung von Reinigungskapazitäten als Problem geäußert.
Bgm. Sören Benn stellte einen Ausbau der Parkpflege und Müllentsorgung in Aussicht. Er bat aber um Geduld, da es schwierig sei, geeignetes Personal zu finden. Grundsätzlich lobte er das Engagement der GärtnerInitiative für die Sauberkeit des Platzes, gleichwohl seien Parkpflege und Müllentsorgung ganz klar eine Aufgabe der Öffentlichen Hand respektive der Grünflächenämter. Tino Schopf stellte eine geringfügige personelle Verstärkung für die Grünflächenämter in Aussicht, um das ‚Littering‘-Problem zu reduzieren. In Berlin werden jetzt einhundert neue Kräfte bei den Ordnungsämtern eingestellt. Von diesen Stellen werden Pankow voraussichtlich neun zugewiesen, die dann vor allem als sogenannte „Waste Watchers“ die ordentliche Entsorgung von Abfall im öffentlichen Raum kontrollieren und ggf. Sanktionen verhängen sollen.
Holger Goldbach machte den Vorzug deutlich, den der Einsatz der BSR bei der Reinhaltung von öffentlichen Plätzen und Grünanlagen hat: die BSR-MitarbeiterInnen können auch am Wochenende und im Bedarfsfall sogar nachts Müll entsorgen und fegen – für öffentlich Bedienstete wäre das (zumindest gegenwärtig noch) undenkbar. Einwände bezüglich des Einsatzes der orangefarbenen Abfallbehälter der BSR parierte er mit dem Hinweis, man habe auch zurückhaltendere Behälter im Angebot.
Entscheidungen hinsichtlich des Einsatzes der BSR auf dem Arnsi sind übrigens noch nicht gefallen. Wenn, dann geschieht das zunächst im Rahmen einer Erweiterung des gegenwärtig laufenden Modellprojekts. Wir von der GärtnerInitiative würden das sehr begrüßen!
Sabine Opderbeck würdigte die Verdienste der GärtnerInitiative für den Zustand des Arnswalder Platzes und betonte, wie wichtig es ihr als Anwohnerin ist, in der Nähe einer gepflegten Grünanlage zu leben. Sie hat ihren Beitrag dazu geleistet, indem sie selbst mitgegärtnert hat. Sabine Opderbeck kräftigte die Bedeutung, die ein solches Projekt auch für den sozialen Zusammenhalt im Kiez bedeutet.
Carsten Meyer bestätigte diese nachbarschaftliche Komponente und erinnerte daran, wie sehr der Platz durch den Mangel an Grünpflege und Reinhaltung zwischen dem Jahr 2010, als der erste Sanierungsabschnitt abgeschlossen war, und 2012 nicht nur gestalterisch, sondern damit einhergehend auch sozial abgeglitten war. Das bürgerschaftliche Engagement brachte mit der GärtnerInitiative den entscheidenden Wandel. Seitdem habe sich viel verbessert – und seit dem Besuch des Bezirksbürgermeisters bei der Aktion im Juli d.J.- sogar die Müllentsorgung, allerdings müssten kurzfristig unbedingt weitere Müllbehälter aufgestellt werden. Das Miteinander mit dem Grünflächenamt schilderte Meyer als seit geraumer Zeit sehr freundlich und konstruktiv.