Beim Frühjahrsgärtnern 2020 strahlte die Sonne – doch über dem ersten Gärtnereinsatz des Jahres am 21. März lag der Schatten der Corona-Krise.
Im Vorfeld schon spiegelte sich die fiebrige Zeit: Die Revierleiterin des Grünflächenamtes, die uns stets getreulich mit der Stellung eines Grünschnittcontainers unterstützt hatte, änderte die Zu- und Absagen einer Containerstellung bei drei Telefonaten im Dreiviertelstunden-Takt. Grund: aus aktuellem Krisen-Anlass über den Haufen geworfene Personal-Einsatzpläne. Als die endgültige Absage kam, hatten ihre Mitarbeiter die Container aber bereits aufgestellt – und nun sollten sie vor dem Wochenende wieder abgezogen werden. Mit Engelszungen konnte ich sie überreden, sie doch stehen zu lassen. Danke, Frau Gabriel!
Für mich als Organisator (Carsten Meyer) war völlig offen, ob nun aufgrund der Angst vor Ansteckung mit dem Corona-Virus kaum jemand kommen würde oder das Gegenteil der Fall sein würde: weil viele Menschen nun unfreiwillig mehr ungenutzte Freizeit zur Verfügung haben und der zwischenmenschliche Austausch so stark eingeschränkt ist. Nun, Letzteres überwog – es kamen knapp zwanzig motivierte, fleißige Leute, etwas mehr als üblich.
So konnten wir zusammen die zum Teil wild wuchernden Rosen zurück schneiden, den Brunnenrand und Wegekanten vom Unkraut befreien, ‚Zivilisations‘-Müll aus den Beeten fischen, die Treppen und den Brunnen fegen, den Platz von unzähligen Glasscherben befreien und vieles mehr.
War das vertretbar in Zeiten des Corona-Virus? Nun, die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci hatte aktuell die gesundheitsfördernde Wirkung von achtsamem gemeinsamem Aufenthalt im Freien betont, und auch Psychologen raten zu körperlicher Betätigung an frischer Luft und warnen vor der Gefahr einer ‚Derealisation‘ – dem Verlust von Wirklichkeitsgefühl, das mit einer plötzlichen radikalen Veränderung des Lebens wie bei einer Ausgangssperre einhergeht.
Unseren verschärften Weisungen (siehe Fotos) folgten alle Anwesenden: der Mindestabstand von zwei Metern wurde penibel eingehalten – auch bei Unterhaltungen von drei, vier Personen war das möglich –, und miteinander Kaffee trinken entfiel. Statt Kuchen: Hanuta, alle einzeln verpackt – die Verpackungsmüll-Thematik musste hier mal zurückstehen. Von mehreren haben wir gehört, wie gut ihnen der persönliche Austausch beim Arbeiten und zwischendurch tat!
Beim Gärtnern nahe der Pasteurstraße mussten wir beobachten, wie am Weinstand unbelehrbare, verantwortungslose Hedonisten in Grüppchen dicht beieinanderstanden und munter miteinander palaverten, als ob nichts gewesen wäre. Wenn wir hier eine Zuspitzung wie in Italien bekommen, können wir uns bei ihnen und Konsorten bedanken.